Was mache ich hier eigentlich? Warum fühlen sich zwei Runden an wie vier, oder mehr? Und wieso habe ich seit einer Runde Rückenschmerzen und einigen Kilometern Krämpfe in den Oberschenkeln? Egal, einmal noch die Alp de Wetin rauf, und dann steige ich aus – vorbei das Rennen. Das Ende der Steigung kommt in Sicht, da warten sie auf mich und schreien mich die letzten Meter die Steigung rauf: Stefan, Lennart und Jannik. Auf meinen Entschluss, das Rennen aufzugeben, kommt die erwartete Antwort: “Nix da, du fährst weiter, du hast dich für die 100 Kilometer angemeldet, also fährst du sie auch zu Ende! Wenn es gar nicht mehr geht, ruf an – wir holen dich mit dem Bulli ab.” Tolle Mitstreiter, also doch noch eine Runde.
Aber zuerst mal zurück auf Start. Und der war im Mai beim Stammtisch. Da habe ich meine sechs Mitstreiter mit meiner Idee infiziert, beim EBM zu starten – der Mutter aller MTB-Marathons in good old Germany. Stefan, Lennart, Jannik und Dennis haben alle MTB-Rennerfahrung, für Torsten und Sven als passionierte MTBler war es eine Premiere. Nur beim EBM waren sie alle noch nicht.
Am Samstag starten wir mit Verzögerung in Richtung Erzgebirge. Ein Marder hat den Bulli zum Beißen gern, und wir machen einen Zwischenstopp in der Werkstatt.
Mit Verspätung werden wir von Sven in Seiffen in Empfang genommen. Schnell noch unsere Startunterlagen abholen und Lennart, Jannik und Stefan für den Bergsprint am späten Nachmittag anmelden. Dann ins Hotel die Zimmer beziehen, Bikes fertig machen und ab ins Vergnügen – zumindest für uns Zuschauer wird es eines.
Beim Warmfahren erwischt Lennart, oder besser sein Hinterrad, den nächsten Defekt – einen Platten. Nur rasch den Schlauch wechseln, und schon hat Jannik seine Startzeit verpasst. Starten darf er zwar noch, nur wird seine “virtuelle” Startzeit mit eingerechnet. So reicht es für ihn in der AK Männer lediglich zum 14. Platz. Leider der letzte – da wäre sicher mehr drin gewesen.
Einen besseren Start erwischen Lennart und Stefan – auch wenn sie dafür nach Zielankunft bestraft werden. Lennart kommt in der AK Männer auf den 6. Platz. Stefan steht ihm in der AK Senioren in Nichts nach und erreicht ebenfalls Rang sechs. Überwältigt von ihrem Erfolg oder der Steigung – man weiß es nicht genau – haben beide ganz plötzlich Pudding in den Beinen.
Flasche leer !!!!
Nach kurzer Nacht und kleinen Nudelportionen steht am Sonntag um 9 Uhr der Start zur EBM an. Neben unserer Abordnung haben noch mehr als 1000 weitere Fahrer den selben Entschluss gefasst. Es ist schon ein beeindruckendes Starterfeld.
Jannik und Lennart vollbringen auf der 40-Kilometer-Strecke das Kunststück, zeitgleich ins Ziel zu kommen und sich den 67. Platz (Gesamtwertung) zu teilen. Für Jannik bedeutet dies den 22. Platz in der AK Herren. Und Lennart scheint ein Abo auf den 6. Platz gebucht zu haben, diesmal in der AK Junioren. Stefan nimmt ebenfalls die 40 Kilometer unter die Reifen und kommt auf Rang 15 in der AK Senioren 2 (Platz 106 Gesamt).
Dennis startet über die 70 Kilometer und darf eine Runde mehr die EBM-Strecke genießen. Lohn dafür ist der 27. Platz der AK Herren (Gesamt 104.).
Unsere beiden Rennrookies finischen beim 40-Kilometer-Wettkampf, wie auf dem Foto unschwer zu erkennen, mit einem Grinsen im Gesicht. Für Torsten springt Platz 27 der AK Senioren 3 heraus, Sven kommt auf Platz 106 der AK Senioren.
Das erklärte Ziel der beiden, nicht auf dem letzten Platz ins Ziel zu kommen, erreichen sie mehr als komfortabel. Blut haben sie auf jeden Fall geleckt, es soll nicht ihr letztes Rennen gewesen sein – wir nehmen euch beim Wort!
So, und ich habe es auch noch geschafft. Ein viertes und letztes Mal die Alp de Wetin hoch, und es ist vollbracht. Und da warten sie auf mich und meine Krämpfe – meine sechs Mitstreiter, auf der Hälfte des Anstiegs und schreien mich noch mal den Berg hoch (“Danke für eure Unterstützung, ohne euch wäre ich das Rennen definitiv nicht zu Ende gefahren”). In der Endabrechnung war das Platz 38 der Senioren 2, mehr war diesmal nicht drin.
Ein klasse Rennwochenende nimmt sein Ende. Nächstes Jahr stehen wir in dieser Besetzung wieder am Start, da bin ich mir sicher. Dann muss nur ein anderer die 100 Kilometer fahren ;-P